Gedichte, Metapher & Weisheiten

Metapher für Armut und Reichtum

Eines Tages nahm ein Mann seinen Sohn mit aufs Land, um ihm zu zeigen, wie arme Leute leben. Vater und Sohn verbrachten einen Tag und eine Nacht auf einer Farm einer sehr armen Familie.
Als sie wieder zurückkehrten, fragte der Vater seinen Sohn: „Wie war dieser Ausflug?“
„Sehr interessant!“ antwortete der Sohn.
„Und hast du gesehen, wie arm Menschen sein können?“
„Oh ja, Vater, das habe ich gesehen.“
„Was hast du also gelernt?“ fragte der Vater.
Und der Sohn antwortete: „Ich habe gesehen, dass wir einen Hund haben und die Leute auf der Farm haben vier. Wir haben einen Swimmingpool, der bis zur Mitte unseres Gartens reicht, und sie haben einen See, der gar nicht mehr aufhört. Wir haben prächtige Lampen in unserem Garten und sie haben die Sterne. Unsere Terrasse reicht bis zum Vorgarten und sie haben den ganzen Horizont.“
Der Vater war sprachlos.
Und der Sohn fügte noch hinzu: „Danke Vater, dass du mir gezeigt hast, wie arm wir sind!“


Zeilen für liebe Menschen

Wenn es einen Menschen gibt, der dich nimmt wie du bist,
dem kein anderes Denken stört und auch gerne deine Meinung hört,
dich achtet und versteht und alle Wege mit dir geht,
ohne Lügen oder List stets aufrichtig und ehrlich zu dir ist,
der das Gute in dir baut und dir grenzenlos vertraut,
mit seinem Kummer zu dir eilt und deine Sorgen mit dir teilt,
bist du mal traurig und verstimmt, der dich dann in seine Arme nimmt,
der sich aufs Wiedersehen freut und dich zu lieben nie bereut,
ist ein wahrer Freund für dich, darum lasse ihn auch nie im Stich!


Indianische Weisheit

Behandle einen Stein wie eine Pflanze,
eine Pflanze wie ein Tier
und ein Tier wie einen Menschen.


Es weht der Wind ein Blatt vom Baum
von vielen Blättern - eines.
Ein einziges Blatt man merkt es kaum,
denn eines ist ja keines.
Doch dieses eine Blatt
war Teil von meinem Leben.
Darum wird dies einzige Blatt - allein,
mir immer wieder fehlen.

Rainer Maria Rilke


Tröste dich, die Stunden eilen,
Und was all dich drücken mag.
Auch das Schlimmste kann nicht weilen,
Und es kommt ein andrer Tag.

Theodor Fontane


Ein Grashalm sagte

Ein Grashalm sagte zu einem Blatt im Herbst:
"Du machst solchen Lärm, wenn Du fällst! Du störst meine Winterträume,"
das Blatt antwortete ungehalten:
"Du bist von niedriger Herkunft und hast dich nie über deine Niedrigkeit erhoben,
griesgrämiges, stummes Ding. Du lebst nicht in den höherern Sphären und hast von Musik keine Ahnung."
Dann legte sich das Blatt auf die Erde und schlief ein.
Als der Frühling kam, erwachte es wieder -
und war ein Grashalm.
als es Herbst wurde, die Zeit für den Winterschlaf nahte und in den Lüften die Blätter fielen, murmelte es:
"O diese Blätter im Herbst!
Sie machen so einen Lärm!
Sie stören meine Winterträume."

Khalil Gibran


Der Urlaub

Ein Mensch, vorm Urlaub, wahrt sein Haus,
Dreht überall die Lichter aus.
In Zimmern, Küche, Bad, Abort-
Dann sperrt er ab, fährt heiter fort.
Doch jäh, zu hinterst in Tirol,
Denkt er voll Schrecken: "Hab ich wohl?"
Und steigert wild sich in den Wahn,
Er habe dieses nicht getan.
Der Mensch sieht, schaudervoll, im Geiste,
Wie man gestohlen schon das meiste,
Sieht Türen offen, angelweit.
Das Licht entflammt die ganze Zeit!
Zu klären solchen Sinnestrug,
Fährt heim er mit dem nächsten Zug
Und ist schon dankbar, bloß zu sehn:
Das Haus blieb wenigstens noch stehn!
Wie er hinauf die Treppe keucht:
Kommt aus der Wohnung kein Geleucht?
Und plötzlich ist's dem armen Manne,
Es plätschert in der Badewanne!
Die Ängste werden unermessen:
Hat er nicht auch das Gas vergessen?
Doch nein! Er schnuppert, horcht und äugt
Und ist mit Freuden überzeugt,
Daß er - hat er's nicht gleich gedacht?-
Zu Unrecht Sorgen sich gemacht.
Er fährt zurück und ist nicht bang.-
jetzt brennt das Licht vier Wochen lang.

von Eugen Roth


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